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18.10.2019 | Kia Ora Neuseeland - Südinsel

„Freust du dich auch schon endlich die Wanderhose anzuziehen?“ fragte John mich auf dem Flughafen in Singapur. Nach unserem Städtekurztrip sollte es nun für 5 Wochen nach Neuseeland zum Outdoorurlaub gehen und da man das Land des Kiwi am besten per Auto erkunden kann, mieteten wir uns für die Zeit ein Wohnmobil. Nach all dem, was wir bereits über Neuseeland gehört haben, waren wir nun gespannt, ob hier beispielsweise wirklich mehr Schafe wohnen als Einwohner. Die kurze Recherche bestätigte es: Mit einer Fläche von etwas mehr als 2/3 der Größe von Deutschland und 4,79 Mio Einwohner (2019), die vor allem aber um Auckland leben, erscheint die Bevölkerungsdichte einem schon sehr lückenhaft :-D Schafe soll es wohl um die 27,6 Mio (2016) geben ...

Unsere Reise begann in Christchurch. Wir wurden vom Flughafen abgeholt und konnten nach ein paar Einweisungen unser Wohnmobil in Beschlag nehmen.

Unser Weg führte uns als erstes nach Kaikoura. Hier merkten wir, dass freedom-camping, so wie es uns von zu Hause aus berichtet wurde, nicht wirklich überall machbar war. Nachdem wir uns mit einem Einwohner etwas unterhalten hatten, meinte er, dass vor allem seit 1,5 Jahren die Einwohner strikt dagegen vorgehen, da oft die Plätze verwüstet zurück gelassen wurden, Lärm verstärkt da war und manche sogar der Anblick der Campervans gestört hat... Aber so ist es leider in vielen Dingen - einer benimmt sich nicht und die anderen müssen darunter leiden. Aber zurück zu Kaikoura: hier hatten wir von zu Hause aus schon eine Walbeobachtungstour gebucht. Das Versprechen war, wenn kein Wal gesichtet wird, dann gib es Geld zurück! Klasse, denn wir hatten zuvor noch nie Wale gesehen und freuten uns schon riesig darauf :-) Und tatsächlich - am nächsten Tag zeigten sich schon am Anfang der Bootstour zwei Buckelwale. Auch Seebären, Albatrosse und Hectordelfine konnten wir beobachten. Das war gleich ein richtig schöner Start in den Urlaub.

Am gleichen Tag ging es für uns weiter nach Hanmer Springs in die Berge. Der Ort ist für seine Thermalbäder bekannt. Wir nutzen ihn als Zwischenstopp, um an dem nächsten Tagen über den Lewis-Pass zum Arthurs Pass zu kommen. In Arthurs Pass, dem Ort, haben wir das erste Mal einen Kea gesehen.

Hier unternahmen wir eine sehr schöne und leichte Wanderung zu den Devils Punchbowl Falls. In Neuseeland gibt es die DOC - Department of Conservation- die sich vor allem um die Naturschutzgebiete kümmert. In diesen Bereichen darf auch nicht frei gecampt werden, weshalb sie hier dafür vorgesehene, einfache und günstige Campingplätze zur Verfügung stellen. Diese sind teilweise in richtig schöner Natur, weshalb wir sie auch oft nutzten. Einer in der Nähe des Arthurs Pass ist der am Lake Pearson. Direkt am See, der von Bergen umschlossen ist.

Die höhere Lage merkte man vor allem in der Nacht, denn hier waren es dann meist um die 0 Grad Celsius, wo uns auch unsere 6 Oberteile, 3 Hosen und 3 Socken nicht mehr wirklich warm hielten. Für uns ging es dann weiter zum Lake Tekapo. Dieser befindet sich im Mackenzie-Becken, ein Ort, an dem man die Sterne ganz besonders gut beobachten kann. Also Daumen drücken, dass der Himmel wolkenlos bleibt. Aber schon auf unserer Fahrt dahin regnete es sehr stark ... Da tröstete nur der Anblick der kleinen süßen Lämmchen, denn in Neuseeland ist gerade Frühling und die Kleinen springen hier in großer Anzahl durch die Gegend. Aber auch die Pflanzenwelt gibt sich die allergrößte Mühe :-) Wir beschlossen in Tekapo trotzdem eine Wanderung auf den Mount John zu machen. Wir hatten Glück! Die Regenfronten gingen links und rechts an uns vorbei. Die tolle Berglandschaft erinnerte einen immer mehr an die Herr der Ringe- oder die Hobbit-Filme.

Unsere Nacht verbrachten wir am Lake Alexandria, auf einem kleinen privaten Campingplatz. Das beste war: der Regen hat aufgehört und der Himmel war fast wolkenlos. Endlich Zeit zum Sterne gucken.

Am nächsten Tag ging es für uns weiter zum Mount Cook, dem höchsten Berg Neuseelands. Er wird von den Maori auch „Cloud Piercer“ genannt, da seine Spitze die Wolkenschicht durchlöchert. Am Mount Cook Village stellten wir uns wieder auf den DOC-Campingplatz. Von hier aus wanderten wir zum Hooker Lake. Eine leichte Strecke (3h) mit drei Hängebrücken, die zunehmend wackliger wurden :-D Als erstes hatte man eine tolle Sicht auf den Mueller Lake. Weiter ging der Weg über kleine Holzstege an kleineren Seen vorbei bis letztendlich der Hooker Lake mit dem dahinter herausragenden Mount Cook vor uns auftauchte. Hier lohnte es sich wirklich eine kleine Pause zu machen, das Gletschereis knacken, die Flüsse rauschen und Vögel singen zu hören.

Am Abend versuchten wir nochmal unser Glück mit dem Sternenhimmel, jedoch war der Himmel sehr bewölkt.

Nach den ganzen kalten Nächten entschlossen wir uns nach einem kurzen Besuch der Blue Lakes (kein Gletscherwasser) und des Tasman Glacier unseren Weg in Richtung Süden zu starten. Entlang der Ostküste machten wir an schönen Plätzen - von denen es auf der Strecke recht viele gab - immer mal einen Stopp. Beispielsweise die Moeraki Boulders - die kugelrunden Steine, die hier vermehrt an dem Strand auftauchen oder die Natural Cave, durch die man bei Ebbe hindurch spazieren kann.

Den nächsten Tag verbrachten wir in der Nähe von Dunedin, auf der Otago Peninsula. Hier soll man neben Albatrossen auch Pinguine gut sehen können. Jedoch ist aktuell gerade Brutzeit und somit brütet ein Elternteil tagsüber und das andere ist im Meer auf Futtersuche. Somit wäre die wahrscheinlichste Zeit einen Pinguin zu sehen zur Dämmerung. Man konnte hier kostenpflichtige Touren vor allem am Taiaroa Head buchen, doch wir wollten gerne einen Pinguin in freier Wildbahn sehen.

Hier lernten wir auch Anna kennen, eine Austauschschülerin aus Deutschland, mit der wir unseren Vormittag auf der Halbinsel verbrachten. Wir unternahmen eine kleine Wanderung zu der Little Pyramid, bei der der Rundweg direkt auch am Strand vorbei ging.

Am Nachmittag schauten wir uns noch die sehr schönen Purakaunui Falls an, bevor es dann zur Curio Bay ging. Anna hat uns erzählt, dass Backpacker ihr Fotos von Pinguinen aus der Catlins-Region gezeigt haben. Wir fragten an der Rezeption danach und sie meinten, dass die Pinguine bald reinkommen müssten. Somit stellten wir uns den ganzen Abend bis es stockdunkel war an den Aussichtspunkt und starrten auf das Meer. Außer einer Robbe zeigte sich leider nichts :-(

Neuer Tag neues Glück - noch bevor die Sonne aufgegangen ist, stellten wir uns wieder an den Aussichtspunkt. Theoretisch müsste doch das eine Elternteil auf Futtersuche gehen ... wir warteten und warteten und warteten ... langsam begann es zu regnen und die Sicht wurde immer schlechter. Doch halt: dahinten wackelt doch was kleines Weißes. Und tatsächlich hat sich das Warten gelohnt. Ein seltener Gelbaugenpinguin machte sich auf seinen Weg zum Meer! Richtig niedlich!

An dem Tag ging es für uns weiter zum südlichsten Punkt Neuseelands, zum südlichsten Ort und weiter zum Lake Monowai. Hier übernachteten wir bis es am nächsten Tag nach Manapouri zu unserer Overnight Cruise auf dem Doubtful Sound ging.

Die Tour war wirklich richtig gut. Zuerst fährt man mit einem Boot über den Lake Manapouri, weiter mit dem Bus über den Wilmot Pass und wechselt dann auf das wirkliche Schiff im Doubtful Sound.

Das tolle an diesem Sound ist, dass man nur über diese Verbindung an ihn herankommt und somit hier sehr wenig Menschen sind. Die Natur ist völlig unberührt, Ruhe und Vogelsang konnte man in vollen Zügen genießen. Zuerst fuhren wir bis ans Ende des Sounds, wo auf uns ein paar Seerobben warteten. Leider zog sich der Himmel immer mehr zu und es regnete teilweise.

Wir fuhren in einen abgelegener Arm des Sounds zurück, um hier Kajak zu fahren. Wer mutig war, durfte auch in das 10 Grad Celsius kalte Wasser springen. Am Abend gab es dann richtig leckeres Essen - wir haben sogar Lachs gegessen (wo es doch sonst immer so gar nicht essbar ist :-D). Auf dem Boot war neben ein paar anderen Pärchen auch noch eine große Jugendgruppe von Austauschschüler dabei. In Gesprächen bekamen wir noch allerhand Tipps, was wir uns wo noch alles anschauen müssen. Am nächsten Tag war das Wetter eher schlechter als besser, aber das machte nichts. Der Sound wirkte dadurch noch mystischer.

In Manapouri wieder angekommen, war der eigentliche Plan weiter zum Milford Sound zu fahren. Jedoch waren hier so starke Unwetter, dass die Zufahrtsstraße für 2 Tage gesperrt wurde. Wir buchten unsere bereits gebuchte Cruise auf einen anderen Tag und machten uns einen neuen Plan. Unser Weg ging jetzt zuerst nach Wanaka. Auf der Strecke dahin hielten wir in Arrowtown, einer kleinen früheren Minenstadt zwischen Wanaka und Queenstown, an.

Der Regen blieb aber noch für weitere 3 Tage. Egal - wir schauten uns trotzdem ein paar Dinge an. Beispielsweise Wanaka Tree, Mount Iron und auch einen Drehort von Herr der Ringe. Letzteres war irgendwie etwas schwer vorzustellen ... Animation ist alles.

Unser Weg ging weiter nach Queenstown. Da die Sicht richtig schlecht war, lohnte sich auch eine Fahrt mit der Gondel nicht. Per Zufall entdeckten wir dann FergBurger, der wohl der beste Burger in Neuseeland sein soll. Den mussten wir probieren! Sowas von lecker ... ein starker Konkurrent zum Little Beach ;-) Das australische Pärchen vom Boot hatte uns noch einen anderen Laden empfohlen, wo wir dann auch nochmal essen waren. Der war im Vergleich leider schlechter.

Die Straße ist offen - auf in den Milford Sound. Das Tal war leider anfänglich etwas zugezogen und die Berge konnte man nicht so gut erkennen. Das Wetter wurde aber besser. Wir machten eine Wanderung durch schönen Urwald zu den Humboldt-Falls. Von hier aus ging es dann durch den Tunnel zum Milford Sound. Freedom-camping ist natürlich auch hier nicht erlaubt, weshalb wir auf den Campingplatz fahren wollten. Der war aber voll, da es der einzige in dem Ort war. Das hieß für uns: 50 min zum letzten DOC-Camp zurück fahren ...

Am nächsten Morgen war das Wetter mäßig, aber es regnete nicht. Wir freuten uns auf unsere Tour und bestaunten den bekannten Mitre Peak.

Milford Sound ist im Vergleich zum Doubtful Sound deutlich steiler, kleiner und touristischer. Robben haben wir auch hier gesehen. Wir waren froh, dass wir unsere Overnighttour nicht hier gemacht haben.

Von hier aus fuhren wir dann wieder ohne Stopp durch Queenstown und Wanaka durch. Es sollte für uns jetzt Richtung Westküste gehen. Besseres Wetter? Nur kurzfristig.. Das war leider sehr schade, denn wir wollten uns gerne den Fox Glacier und den Franz Josef Gletscher in voller Größe anschauen. Der Fox Gletscher war leider sehr verhangen. Die direkte Straße dahin ist wohl schon seit längerer Zeit gesperrt, da hier zu viel Boden abgerutscht ist. Aber so konnten wir die richtig schöne Wanderung über den Moraine Track machen. So einen tollen Regenwald - natürlich mit Regen - haben wir noch nie gesehen.

Am Franz Josef Gletscher wanderten wir bis kurz vor den Gletscher. Schilder zeigten, wie stark der Gletscher in den letzten Jahren zurück gegangen ist :-( Opa, wir sind auf deine Bilder am Gletscher gespannt!

Unser nächster Halt war in Hokitika. Direkt neben unserem Camp gab es ein kleines kostenloses Glühwürmchental, was wir uns natürlich in der Nacht anschauten. Leider warf der Mond noch zu viel Licht in das Gebiet, sodass nicht ganz so viele sichtbar waren.

Am nächsten Tag fuhren wir die Westküste immer weiter nach Norden bis es nicht mehr weiter ging. Auf dem Weg dahin schauten wir uns die Pancake Rocks an, die uns gleich an zu Hause und die Sächsische Schweiz erinnerten.

Unser Hauptziel an diesem Tag war aber das Oparara Basin. Auf einer gut 10 km langen Schotterpiste, die auch für Wohnmobile einer gewissen Höhe gesperrt war, ging es immer weiter in den Urwald. Weit ab von jeglicher Zivilisation konnten wir richtig toll wandern. Wir schnappten uns unsere Taschenlampen und schon ging es in die erste Höhle - Box Canyon. Wir schauten uns auch den Oparara Arch und Moria Gate an. Was Moria, das hab ich doch schon mal gehört? Ja richtig, denn es kommt in der Herr der Ringe mit vor.

Unseren Abend verbrachten wir in Kohaihai an einem richtig schönen DOC-Campingplatz.

Die letzten Tage auf der Südinsel brachen an und wir entschieden uns, nach etwas Recherche, noch zum Auge des Kiwi zu fahren - zum Wharariki Beach. Es soll wohl einer der schönsten Strände in Neuseeland sein. Wir stellten uns hier auf den letztmöglichen Campingplatz und wanderten zum Strand los. Hier bekam man nochmal eine große Packung voller herzerwärmender Momente mit. Die Wanderung verlief über die Schafsweiden, auf denen die Lämmer einen ganz neugierig anschauten.

Über Dünen gelangte man zum menschenleeren Strand hinunter. Und was tollte hier in einem kleinem Wasserbecken herum? Kleine Babyrobben ... ach war das niedlich. Mit genügend Abstand bemerkten sie uns, aber ließen sich nicht in ihrem Spiel beirren! Hier hätten wir Stunden zuschauen können.

Auf der anderen Seite des Felsen lagen dann die erwachsenen Tiere. Ein Männchen mit seinen drei Weibchen.

Unseren Rückweg wollten wir dann über das Cape Farewell antreten. Das war ein lustiger Weg - Berg hoch und Berg runter, wie die Schafe :-D Und am höchsten Punkt angekommen, hatten wir plötzlich auch Mobilfunknetz! Sehr witzig. Somit waren wir auch am nördlichsten Punkt der Südinsel.

Am nächsten Morgen fuhren wir in das einzige DOC-Camp für Campervans im Norden des Abel Tasman Nationalparks. An allen anderen Stellen kann man hier nur Zelten. Auf dem Weg dahin schauten wir uns zuerst die Pupu-Springs an, eine heilige Wasserquelle der Maori, die man nicht einmal anfassen darf. Danach ging es zu den Wainui-Falls, machten am Pigeon Saddle einen kleinen Wanderung entlang des Inland Tracks und packten am Camp dann unseren Wanderungrucksack. Wir liefen zum Anapai Beach, gingen den Headlands Track und den Pukatea Track mit anschließender Überquerung der Bucht bei Ebbe.