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Pünktlich zur Fährfahrt fing es auf der Cook Strait an mit regnen. Zwischendurch war es ganz schön schaukelig, weshalb wir uns fast ausschließlich draußen aufhielten.

Zuerst schauten wir uns auf der Südinsel den nördlichen Teil an. Wir wanderten einen Teil des Queen Charlotte Tracks. Die Sounds haben uns schon damals richtig gut gefallen, allerdings hatten wir da für eine Erkundung keine Zeit. Wir wanderten von Ship Cove zur Furneaux Lodge und hatten das perfekte Wanderwetter erwischt, um tolle Aussichten auf die Sounds zu genießen. Unsere weitere Reise ging an der Nordküste weiter Richtung Westen. Die verträumten Örtchen Duncan Bay und Elaine Bay haben uns richtig gut gefallen. In Elaine Bay schwammen viele verschiedene Rochenarten, die man von einem Steg aus wunderbar beobachten konnte.

Auch auf dieser Reise sollte Wharariki Beach nicht fehlen. Die abgeschiedene Lage und Ruhe gefallen uns hier immer wieder. Auch wenn das Wetter nicht so richtig mitspielte, genossen wir die Zeit am fast menschenleeren Strand.

Im Anschluss fuhren wir über verschiedene Stationen nach Kaikoura, wo wir bereits im Vorfeld des Urlaubes eine Delfin- und Waltour gebucht hatten. Leider ließen es die Wetterbedingungen nicht zu auf See zu gehen. Wir verschoben unsere anschließenden Urlaubspläne leicht und setzten beide Attraktionen nochmal ans Ende unserer Reise.

Für uns ging es über den Lewispass zurück an die Westküste. Diesmal wanderten wir auch ein Stück des St. James Walkways und haben uns in den malerischen Wald voller Moos und Flechten verliebt.

Danach reisten wir in eine unserer liebsten Regionen von Neuseeland. Die Karamearegion ist recht untouristisch, hat aber so viel zu bieten. Wir krochen durch die märchenhaften Fenian Caves,in denen uns Glühwürmchen den Weg leuchteten, schauten uns erneut Moria Gate an und liefen ein Stück des Heaphy Tracks.

Entlang der Westküste erkundeten wir auch für uns neue Orte. Mount Tuhua am Lake Kaniere war einer unserer anspruchsvollsten Wanderungen auf der Reise. Wir hatten am Ende nicht nur eine tolle Sicht auf den See, sondern konnten schon den ersten Blick auf Neuseelands Südalpen werfen.

Die Gletscher schauten wir uns diesmal nur aus der Ferne an, jedoch war der farbliche Kontrast des blauen Gletschers zu den rot blühenden Rata-Bäumen ein echter Hingucker. Am Gillespie Beach zeigten sich uns Mount Cook und Mount Tasman das erste Mal. Ein weiteres Mal spiegelten sich die zwei höchsten Berge Neuseelands im Lake Matheson, den wir sowohl wandernd als auch laufend uns anschauten.

Über den Haast-Pass ging es für uns nach Wanaka weiter. Wir stoppten an der Wilson Creek, die unscheinbar am SH6 liegt. Ca. 150m sind wir flussaufwärts gelaufen und hatten das Gefühl in einer anderen Welt zu sein. Das Licht brach so wunderbar in der tiefen Schlucht und um jede weitere Ecke wirkte sie wieder anders auf uns.


In Glendhu Bay verbrachten wir mehrere Nächte. Wir bestiegen Roys Peak, wanderten zum Diamand Lake und hatten vom Rocky Mountain eine fantastische Sicht auf Wanaka. Auch hier verbrachten wir einen sonnigen Nachmittag.

Von Wanaka ging es dann nach Queenstown. Spätestens hier merkten wir, dass wir in der Touristenhochburg angekommen sind. Dennoch genossen wir zusammen 6 Fergburger, fuhren mit der Skyline Gondola und besuchten den Kiwipark.

Wir zogen uns im Anschluss nach Glenorchy zurück und hatten das Gefühl in Mittelerde angekommen zu sein. Auch hier wanderten wir ein Stück eines Great Walks - den Routeburn Track. Wir wanderten auf den Remarkables zum Lake Alta, bevor es weiter zu den abgelegenen Mavora Lakes ging. Unser „Nachbar“ auf der Campsite war ganz überrascht einen gemieteten Camper hier zu sehen :D Leider zog das Wetter aber so zu, dass wir keine weitere Wanderung an den Seen unternehmen konnten.

Für uns ging es deshalb direkt nach Te Anau. Da es die Zeit zuließ, buchten wir uns Tickets für die Glühwürmchenhöhle. Mit dem Boot ging es quer über den Lake Te Anau. Schon allein die Höhle war ein echtes Highlight. Die Bootsfahrt in der Höhle mit den Glühwürmchen war schön, dennoch leuchteten nicht ganz so viele Würmchen, wie in anderen von uns bereits besuchten Höhlen. Vermutlich waren sie alle gesättigt. Am Ende gab es einen sehr informativen Vortrag zu den Glühwürmchen, der für uns noch mehr Licht ins Dunkle brachte.

Die nächsten Tage verbrachten wir im Fiordland. Wir unternahmen drei tolle Wanderungen: Lake Marian, Key Summit und Gertrude Saddle. Außerdem buchten wir uns spontan noch eine Bootsfahrt auf dem Milford Sound, bei dem wir auch Delfine sehen konnten.

Um auch vom südlicheren Teil des Fiordlands etwas zu sehen, wanderten wir zum Einen einen Stück des Kepler Tracks, der uns ausgesprochen gut gefallen hat und zum Anderen schauten wir uns den Lake Hauroko an. Er ist Neuseelands tiefster See.

Wir reisten weiter an die Ostküste und reservierten uns schon im Vorfeld einen Stellplatz in Curio Bay. Die süßen Gelbaugenpinguine, die hier eine Brutkolonie haben, begrüßten uns diesmal gerade rechtzeitig. Am Morgen konnten wir in der Nachbarbucht Hectordelfine beobachten.

Die Mount Cook Region sollte auch auf dieser Reise nicht fehlen. Über Lindis Pass kreuzten wir die Alpen wieder. Die Fahrt zum Mount Cook Village ist immer wieder beeindruckend. Der türkisblaue Lake Pukaki erstrahlt vor dem dahinter thronenden Aoraki. Wir wanderten den Red Tarns Track, das Hooker Valley und stiegen auch noch zur Mueller Hut auf. Die Keas haben mir hier oben ganz besonders viel Freude bereitet.

Vom Mount Cook fuhren wir über Tekapo nach Kaikoura zurück. Dieses Mal hatten wir Glück. Für die Frühtour (5:30 Uhr) mussten wir beim Wecker klingeln kurz die Zähne zusammen beißen, freuten uns aber, dass die Wetterbedingungen diesmal genau richtig waren. Fünfmal durften wir mit den wilden Schwarzdelfinen ins Wasser. Sie sprangen wild, machten mehrfache Saltos und spielten mit uns, wenn ihnen der Gesang von uns unter Wasser gefallen hat. Am selben Tag fuhren wir auch noch zur Walbeobachtung hinaus. Wir sahen gleich 3 Pottwale, Hectordelfine und sogar einen Zwergpinguin. Es hat sich somit richtig gelohnt, die Urlaubspläne leicht zu verschieben.

Die letzten Tage zog es uns nochmal ins Landesinnere. In der Nähe von Castle Hill gibt es einen fast 600m langen Cave Stream. Für uns Höhlenforscher stand er ganz oben auf der Liste. Flussaufwärts liefen wir mit Taschenlampen durch das teilweise hüfttiefe kalte Wasser. Am Ende des Tunnels verlässt man den 3m hohen Wasserfall seitlich über Steigbügel wieder nach draußen. Wir schauten uns außerdem die Steinregion Castle Hill an, bestaunten von Peak Hill den Lake Coleridge und fanden am Mount Sunday nochmals einen Drehort von Herr der Ringe. Leider im Regen, aber dennoch beeindruckend und lohnenswert, bestaunten wir die Washpen Falls.

Den letzten Tag verbrachten wir auf der Banks Halbinsel vor Christchurch. Als der Himmel so langsam aufzog, konnten wir ein letztes Mal tolle Aussichten von der Summit Road aufsaugen.

10 Wochen Neuseeland und wir haben immer noch nicht genug. Mit so viel Dankbarkeit und unvergesslichen Abenteuern haben wir neben der Bisse der Sandfliegen, auch unsere Taschen voller Erinnerungen gepackt.


Bis zum nächsten Mal! Enjoy traveling!

Nach unserer Abreise 2019 waren wir uns sehr sicher Neuseeland noch ein zweites Mal zu bereisen. Der ursprüngliche Plan in 2022 für die WM wieder zurück zu sein, ging aufgrund von Corona nicht auf, weshalb sie auf 2024 verlegt wurde. John holte sich die WM-Quali im September 2023 in Erkner. Ich qualifizierte mich im Juni 2024 auf Hawaii. Der Grundstein unseres Traumes, gemeinsam an einer 70.3 WM teilzunehmen, war gelegt. Wir reisten zwei Wochen vor dem Wettkampf an, um ausreichend Zeit zur Akklimatisierung zu haben. Wir wählten unser Airbnb in Turangi, was ca. 50 min von Taupo, dem Austragungsort der WM, entfernt liegt. Das hatte den Vorteil, dass der Trubel nicht zu groß war und wir uns voll und ganz auf die letzten Einheiten konzentrieren konnten. Wieder einmal musste ich feststellen, was für tolle Trainingsbedingungen wir zu Hause haben. Die erste Radeinheit war für mich ein Kampf um Leben und Tod. Ich bin es nicht gewohnt auf so stark befahrenen Straßen Radfahren zu müssen und dann noch auf der anderen Straßenseite. Wir fanden jedoch bei Reporoa eine sehr schöne Strecke, auf der es sich auch für mich entspannt vorbereiten ließ. Da unsere Zeit um Taupo auch direkt nach dem Wettkampf vorbei sein sollte, beschlossen wir vor dem Rennen noch zwei längere Wanderungen im Tongariro Nationalpark zu begehen. Unsere erste Wanderung zu den Upper und Lower Tama Lakes gab uns einen tollen Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird und hat uns mit der tollen Landschaft direkt in den Urlaubsmodus versetzt. Die zweite Wanderung haben wir vor 5 Jahren bereits gemacht. Das Alpine Crossing wollten wir uns noch einmal ohne Schnee anschauen. Wir hatten fantastisches Wetter und die Sicht auf alle drei Berge war frei.

Nachdem wir unseren WM-Traum wahr werden lassen konnten, ging es direkt am nächsten Tag nach Auckland, um unser Wohnmobil abzuholen. Wir bereisten die Nordinsel gemeinsam mit Johns Bruder und trafen uns zu Anfang auch nochmal mit zwei Freunden, die uns während der WM unterstützt haben. Deshalb begann die Reise im Westen der Nordinsel. Sie hält neben tollen neuseeländischen Wäldern und Wasserfällen auch kostenfreie Höhlen bereit, die in der Nacht mit Glühwürmchen übersäht waren. Wir sparten uns deshalb die weltbekannten Waitomo Caves und genossen an der Mangapohue Natural Bridge einen tollen Abend im Tal der Glühwürmchen unter Sternenhimmel. Auch Raglan als Surferort hat uns sehr gut gefallen und die Fish & Chips bei Raglan Fish haben uns sehr gut geschmeckt. Der Mount Taranaki war uns auch dieses Mal nicht gut gesonnen. Er war komplett in Wolken gehüllt, sodass wir ihn nicht besteigen konnten. Die Westküste bietet aber auch wunderschöne Strände, die immer wieder zum Baden eingeladen haben.

Wir reisten weiter in den Norden von Auckland. Die für Neuseeland bekannten Kauriwälder sind einfach immer wieder sehenswert. Leider war Tane Mahuta gesperrt, obwohl er an dem Tag, an dem wir vorbei gekommen sind, neu eröffnet werden sollte. Dennoch gibt es tolle Alternativen, die einen in den tiefen neuseeländischen Regenwald eintauchen lassen. Ganz konträr dazu befinden sich fast im nördlichsten Zipfel der Insel die großen Sanddünen, die wir uns auch dieses Mal nicht entgehen lassen wollten. Mit Schwimmbrillen und Bodyboard ausgestattet, rutschten die Adrenalinjunkies Kopf vorwärts die Sanddünen herunter. Wir fuhren bis Cape Reinga und übernachteten auf Neuseelands nördlichsten Campingplatz. Vor fünf Jahren mussten wir auf diesem Campingplatz unseren linken Hinterreifen wechseln. Diesmal mussten wir am Parkplatz der Sanddünen bereits feststellen, dass wir eine Schraube im linken Vorderreifen hatten. Die Luft hielt sich jedoch noch im Reifen, sodass wir erst auf der Coromandelhalbinsel Hand anlegen mussten. Für uns war es das erste Mal, dass wir Weihnachten im Warmen verbrachten. Auch wenn die Weihnachtslieder im Radio rauf und runter liefen, vieles geschmückt war und die freundlichen Neuseeländer einem „Merry Christmas“ wünschten, war die Stimmung nicht die selbe wie zu Hause. Die Coromandelhalbinsel war auch wieder ein richtiges Highlight. Berg hoch, Berg runter und voller Kurven erhaschte man immer wieder tolle Aussichten auf verschiedene Buchten. Wir wanderten unter anderem zu den Pinnacles, bei denen wir uns mit Johns Eltern trafen, sahen Kakas hoch über den Regenwäldern fliegen und schauten auch bei Cathedral Cove vorbei, die erst seit kurzem wieder geöffnet hatte. Die Neuseeländer verbringen Weihnachten meist am Strand und davon hat die Coromandelhalbinsel wirklich richtig schöne. Der Opito Bay Beach hat mir ganz besonders gut mit seinen vielen schönen Muscheln gefallen. Es gab eine Schwimminsel zu der John und ich um die Wette schwammen. Der Strand ging sehr flach ins Meer, sodass wir auch David, Johns Bruder, überredet bekamen, mit ins Wasser zu kommen. Auf der anderen Seite überfüllten die Feiertage Neuseeland extrem. Es gab kaum einen Platz bei dem man mal für sich war. Selbst mitten im Te Urewera war der kleine DOC Platz mitten im Nirgendwo sehr gut besucht. Nach dem Urwald gingen wir in den Entdeckermodus und erkundeten die Bay of Plenty und die Ostküste. Beide Regionen mussten wir bei unserer letzten Neuseelandreise aus Zeitgründen auslassen. Silvester verbrachten wir in Whakatane gemeinsam mit Johns Eltern, da Johns Mama ihren 60. Geburtstag mit uns am Meer und einer Wanderung zum Kohi Point feiern wollte. Ähnlich wie Weihnachten fühlte sich auch Silvester mit warmen Temperaturen merkwürdig an. Da es in Neuseeland meist nur zentrale Feuerwerke gibt und auch in den Supermärkten keinerlei Knallzeug gekauft werden konnte, waren wir dann doch etwas überrascht, woher die vereinzelten Batterien und Raketen kamen. Nach sieben Minuten kurzer Neujahresparty war alles schon wieder gegessen und es wurde zur vorherigen Aktivität zurück gegangen.

Weiter ging unsere Reise in den Osten der Nordinsel bis Gisborne. Das Wetter spielte nicht mehr ganz so mit und wir mussten uns immer wieder auf Regenschauer einstellen. Dennoch waren die ruhigen Strände und die weiten Landschaften sehr beeindruckend. Schafe und Kühe stehen gemeinsam auf einer Weide und bildeten tolle Farbkleckse auf dem satten Grün. Den Rückweg nahmen wir wieder über den Te Urewera und konnten auch hier eine tolle Wanderung zu einem See durchführen. Da es im Osten der Insel immer wieder zu Unwettern kam, sind einige Bäume umgefallen, sodass die Wanderwege teilweise unpassierbar waren. Dennoch ist es sehr erdend und beruhigend durch einen so alten Wald mit großen Bäumen, Moos und Baumfarnen zu gehen.

John und ich setzten den Weg weiter in Richtung Süden fort, während David sich auf den Weg nach Auckland und somit für seine Rückreise bereit machte. Für uns ging es mit einem kleinen Zwischenstopp in Taupo nach Napier. Die Nacht war so kalt, sodass am nächsten Morgen sogar auf den höheren Bergen Schnee lag, was für dieses Jahreszeit sehr untypisch ist. Vielleicht gibt es hier auch sowas wie die Eisheiligen? Leider hatten wir ein zweites Mal Pech. Am zweitlängsten Ortsnamen der Welt hatten wir hinten links den nächsten Platten. John war schon in Übung, sodass er den Reifen in wenigen Minuten zwischen dem einen und dem anderem Regenschauer getauscht hatte. Nur waren wir jetzt wieder ohne intaktes Ersatzrad unterwegs. Wir setzten uns mit Maui, unserem Campervananbieter, erneut in Verbindung, aber eine Lösung konnte aufgrund des Wochenendes nicht an dem Tag erfolgen. Wir fuhren weiter zu Castlepoint und hatten dort die bisher stürmischste Nacht. Der Wind peitschte den Regen und Sand an die Fenster und schaukelte das gesamte Wohnmobil einmal durch. Bei schönem Wetter ist es hier bestimmt richtig schön, aber sicherlich auch sehr überfüllt. Am nächsten Tag konnten wir in Masterton direkt eine Werkstatt ansteuern und haben einen neuen Reifen bekommen. Am Cape Palliser stießen wir das erste Mal auf eine Seebärenkolonie. Es gab so viele Jungtiere, an denen wir uns gar nicht satt sehen konnten. Das Wetter war dennoch sehr durchwachsen und die raue See lud definitiv nicht zum Baden ein. Den letzten Tag auf der Nordinsel ließen wir in Wellington ausklingen und machten uns für die Fährfahrt auf die Südinsel bereit. Es ist fantastisch die Stadt bei Sonnenschein anschauen zu können. Sowohl vom Mount Victoria als auch von der Bergstation der Cable Car hatten wir tolle Aussichten auf die Hauptstadt Neuseelands. Da wir dieses Mal nicht am Nationalmuseum Te Papa stehen konnten, kamen wir bei Evans Bay kostenfrei unter. Bewegung tut dem Körper gut - so sagt man, sodass wir die 4km oneway in die Innenstadt in Kauf nahmen. Traditionen fangen irgendwann einmal an. Auch dieses Mal schlugen wir unsere hungrigen Bäuche in einem Irish Pub, wie beim letzten Mal auch, voll.

Was für tolle Erlebnisse, die uns die Nordinsel gebracht hat. Wir freuen uns jetzt auf die Südinsel.

Bis zum nächsten Mal! Enjoy traveling!

Dass wir Hawaii so schnell wiedersehen werden, war uns nach unserer Abreise in 2019 nicht bewusst. Ende des letzten Jahres stellte sich die Frage, ob und wo ich mein Qualirennen für die 70.3 WM in Taupo angehen möchte. Der Zeitraum zur Vorbereitung sollte grob 5-6 Monate betragen, sodass nur Rennen im Zeitraum von Mai-Juni in Frage kamen. Nach einem speziell ausgedachten Ranking stellten wir in mehreren Übersichten alle Informationen zusammen, die mir bei der Entscheidung für das richtige Rennen helfen sollten. Der erste Termin fiel auf den 01.06.2024 auf Hawaii. Nach einigem Abwägen und dem Kribbeln im Bauch, wenn ich an einen Start auf Hawaii dachte, legten wir uns fest und meldeten uns beide zum Rennen an. Ich war die kompletten 6 Monate in der glücklichen Lage, schmerzfrei und gesund durchzutrainieren. Das war auch der Schlüssel für all die guten Resultate, die ich schon im Training sehen konnte. Für eine gute Vorbereitung vor Ort, um sich an Zeit und Klima entsprechend anpassen zu können, flogen wir über zwei Wochen vorher schon auf die Insel. Da das Training vor einem Wettkampf vom Umfang und mehr und mehr auch von der Intensität abnimmt, hatten wir ausreichend Zeit, alte und neue Plätze auf Big Island zu erkunden. Unser Airbnb teilten wir uns mit unserer Gastfamilie und ihrem Hund Tucker in Mauna Lani. In diesem Resort war auch der Austragungsort des 70.3 Rennens. Die ersten Tage ließen wir es ruhig angehen und schauten uns die Buchten des Mauna Lani Resorts, Kona und die Radstrecke per Auto nach Hawi an. In Kona konnten wir das Aquatic Center kostenfrei zu den Öffnungszeiten für unser Schwimmtraining nutzen.

Wir fuhren auch zu den Buchten, die wir in 2019 von unserer Gastfamilie empfohlen bekommen haben. Delfinsichtungen waren hier damals zu 80% möglich. Damals hatten wir kein Glück gehabt. Eine der nach unserem Empfinden schönste Bucht zum Schnorcheln ist die Honaunau Bay. Der Weg ins Wasser ist vorrangig felsig, dadurch ist das Wasser aber umso klarer. Wir trauten unseren Augen kaum. Als wir ankamen und kurz aufs Meer schauten, schwammen unweit der Badegäste die ersten Delfine. Schnell warfen wir uns in die Badesachen und stiegen ein ins tiefe Blau. John konnte die Delfine auch im Wasser in einer gewissen Entfernung sehen. Dennoch darf man nicht zu nah an die Tiere heran schwimmen. Solche offensiven Belästigungen werden auf Hawaii mit hohen Geld- bzw. auch Gefängnisstrafen geahndet. Neben dem Training suchten wir uns immer wieder neue Buchten zum Baden aus. Wir fuhren auch zweimal an die Ostküste der Insel und verbrachten vor allem in Hilo einige Zeit. Es ist wirklich schön, auch mal länger Zeit an Orten zu verbringen, wenn es der Urlaubsumfang zulässt. Die Ostküste ist für ihr schlechtes Wetter bekannt. Dennoch strotzt sie genau deshalb durch ihre sattgrüne und dschungelartige Landschaft. Die Akakafalls und auch die Rainbowfalls fehlten auch in diesem Urlaub nicht auf unserer Liste. Besonders gut hat uns der Old Mamalahoa Highway gefallen, den wir gern als alternative Route zum neuen Highway nutzten.

2019 konnten wir aufgrund von Protesten die Aussicht vom Mauna Kea, dem höchsten Berg Hawaiis, nicht genießen. Die Zufahrt zum Gipfel war mit streikenden Menschen besetzt. Deshalb stand er diesmal ganz oben auf unserer Liste. Zunächst fährt man zum Visitor Center, welches bereits auf einer entsprechenden Höhe liegt. Nach einer Anmeldung im Visitor Center mussten wir noch 30min zur Adaption an die Höhe warten. Bevor wir unseren Weg auf den Gipfel antreten konnten, wurden wir von einem Ranger über den weiteren Wegverlauf, die Höhenkrankheit und den Rückweg mit Nutzung der Motorbremse aufgeklärt. Zum Gipfel dürfen nur Allradfahrzeuge hoch fahren. Oben angekommen, war die Luft schon sehr dünn. Die Aussicht auf den Mauna Loa und den Rest der Insel war wirklich schön. Leider wurde an dem Tag das Keck Observatory frühzeitig geschlossen. Wir wollten uns so gern mal ein Teleskop von innen anschauen. Deshalb ging es für uns ein zweites Mal auf den Mauna Kea. In 2019 sind wir als Alternative zum höchsten Berg Hawaiis zum Mauna Loa Observatory gefahren. Das hatten wir auch in diesem Jahr vor und nahmen die sich ewig windende enge Straße wieder in Kauf. Doch nach fast einer Stunde Fahrt, standen wir vor einem Berg erkalteter Lava. In 2022 brach der Mauna Loa aus und verschüttete den Weg zum Observatory, was bis heute nicht weggeräumt wurde.

Das Training verlief bei John auf der Insel wirklich sehr gut und man hatte schon den Eindruck, dass ihm die feuchte Wärme fast nichts auszumachen scheint. Mein Puls war gut 10 Schläge höher als bei vergleichbaren Einheiten zu Hause. Das nagte schon etwas an mir, dass ich meine Leistung von zu Hause hier nicht wirklich abrufen konnte. Ein Tag vor dem Wettkampf wachten wir beide mit Halskratzen auf. Wir dachten, wir sind im falschen Film. Die ganzen letzten Monate hatten wir uns so wacker geschlagen und jetzt wird uns kurz vor dem Rennen der Stecker gezogen? John bekam an diesem Tag noch Fieber. Die Nacht zum Wettkampf war schrecklich, da wir nicht wussten, wie es weiter gehen wird. War die Anreise und die ganze Vorbereitung, Zeit und investierte Kraft umsonst? Meine Nerven lagen blank als John am Wettkampfmorgen zu mir sagte, dass er nicht starten kann. Der Traum zusammen auf Hawaii das Rennen zu bestreiten, war in wenigen Stunden einfach zerplatzt. Zudem kam auch bei mir die Ungewissheit auf, ob ich eine Halbdistanz durchstehen werde. Dazu kam, dass Hawaii nicht nur irgendeine Halbdistanz, sondern durch die klimatischen Bedingungen und den Streckenkurs ein wirklich hartes Brett ist. Ich fühlte mich super platt und war unfassbar traurig über die Gesamtsituation. Beim Schwimmen merke ich am besten, ob ich wirklich krank bin. Deshalb beschloss ich, das erste Mal überhaupt, alleine zur Wechselzone zu gehen, mein Rad raceready zu machen und mich dann an die Startlinie zu stellen. Alles war so unfassbar aufregend, denn der Wind hat an diesem Tag nochmal richtig zugelegt. Kurz vor Abgabe meiner Sachen bekam ich noch die Info aufs Telefon, dass die Schwimmstrecke von 1900m auf 750m aufgrund von zu starken Windböen verkürzt wird. Wäre ich richtig fit gewesen, hätte mich die Info vermutlich etwas geärgert, da ich gern länger geschwommen wäre. Aber so konnte ich schneller wieder aus dem Wasser raus, falls es mir doch nicht so gut ging. Die Stimmung war dennoch atemberaubend und ruft bei mir immer noch Gänsehaut hervor. Alles war so herzlich und man hatte nicht wie bei anderen Rennen das Gefühl, dass hier ein starker Konkurrenzkampf dahinter steht. Es war ein schönes Miteinander. Wir tauschten uns nochmal über Streckenverläufe aus, wo gab es Besonderheiten, wo waren vielleicht noch Ängste, die genommen werden konnten. Die Hymne und hawaiianischen Lieder, die vor Schwimmstart gesungen wurden, gingen bei mir sehr tief ins Mark und ich wusste wieder wofür ich die ganzen letzten Monate so hart an mir gearbeitet hatte. Das Ganze sollte mindestens mit einem Finish belohnt werden. Ich ging ungewollt etwas später ins Wasser, was aber den Vorteil hatte, dass viele aus meiner Altersklasse vor mir waren und John somit einen guten Überblick hatte, wie sich das Rennen platztechnisch entwickelt. Es war angenehm kühl und glasklar. Dennoch habe ich keine Schildkröten gesehen. Das Gefühl nach dem Schwimmen war okay und ich beschloss aufs Rad zu steigen. Mit dem schnellsten Wechsel aller Frauen konnte ich einige Plätze gut machen und stieg als 2. Frau meiner Altersklasse aufs Rad. Ich wusste, dass die Radstrecke von mir alles abverlangen wird. Das Profil ist sehr wellig und mit dem starken Seitenwind hatte ich vor allem in den Abfahrten gut zu tun. Bis kurz vor dem Wendepunkt habe ich mich gut geschlagen, merkte aber auch wie die Konzentration und auch die Kraft nach ließ. Der Rückweg war einfach nochmal eine Nummer härter. Auch wenn es tendenziell mehr bergab ging, war es für mich mit den Seitenwinden und meiner erhöhten Geschwindigkeit bergab schwer, die Ruhe zu bewahren. Ich merkte auch, dass mir der Saft in den bergan Stücken völlig ausging. Mein Ziel war einfach sicher und sturzfrei in der Wechselzone anzukommen. Ich verlor durch meine schwindende Kraft leider sehr viel Zeit auf meine Mitstreiterinnen. Das wurmte mich natürlich sehr, da das Radfahren bisher meine stärkste Disziplin war. In der Wechselzone sicher angekommen, musste ich mir etwas mehr Zeit für den Wechsel nehmen. Ich wusste noch nicht so richtig, wie ich jetzt noch einen Halbmarathon rennen sollte. Ich kühlte mich an der ersten Verpflegungsstation erstmal gut und nahm eine Salzkapsel zu mir. Nach dem ersten KM kam ich so langsam in meinen Rhythmus. Weit weg von meinen Trainingszeiten, aber ich wollte das Rennen jetzt ins Ziel bringen. Als ich John mit Fieber dann an der Laufstrecke stehen sah, wusste ich, dass ich jetzt für uns beide Laufen muss. Und so sagte er mir immer wieder die Abstände durch. Die Laufstrecke verlief größtenteils über Golfplätze, was durch das viele Auf und Ab auch hier nochmal das System ordentlich auf trapp hielt. Ich musste bis zum Schluss kämpfen, dass mir Platz 5 in der Altersklasse erhalten blieb. Überglücklich kam ich im Ziel an und konnte meine lang ersehnte Schildkrötenmedaille in die Hand nehmen.

Eine so gute Platzierung hatte ich bisher in noch keinem Rennen. Dennoch wollte ich die Hoffnung auf einen WM Platz nicht zu groß werden lassen, damit die Enttäuschung dann nicht wieder zu groß ist. Ich wusste, dass ich an diesem Tag alles aus mir raus geholt hatte und konnte jetzt einfach nur abwarten. Da bei Ironman 70.3 Rennen sonst immer nur die Top3 geehrt werden, sind wir nicht pünktlich zur Siegerehrung angekommen. Als ich jedoch an der Eventlocation ankam, sah ich, dass 5 Personen pro AK geehrt wurden. Ich hatte meine Siegerehrung schon verpasst, da bereits ältere Altersklassen aufgerufen wurden. Meine Pokalschale holte ich mir dennoch im Anschluss noch ab. Damit hätte ich nie gerechnet, dass ich mir meine eigene Schale holen werde. Eigentlich wäre das Johns Job gewesen ;-) Im Anschluss an die Siegerehrung wurden die WM Plätze vergeben. Das ganze Spektakel zog sich ewig… Aus einigen älteren AKs waren einige WM Plätze übrig, sodass ich mir sicher war, dass meine AK einen weiteren Platz dazu bekommen wird. Grundlegend hatte meine AK 2 Slots zu vergeben. Platz 1 und Platz 4 nahmen sie sich. Somit wusste ich schon hier, dass ich einen Platz bekommen werde, da auch noch ein WomenforTri Platz in meiner AK zur Verfügung stand. Ich war so aufgeregt und konnte es nicht glauben bis mein Name dann gesagt wurde. Mein Gefühlschaos war perfekt: von einem so holprigen Start, bei dem unklar war, ob ich überhaupt finishen werde zum absoluten Happy End, bei dem ich alles abräumen konnte, was nur ging. Träume können wahr werden, wenn man ganz fest an sie glaubt und diszipliniert, kontinuierlich und smart an ihnen arbeitet.

Die letzten Tage verbrachten wir ungeplant dann in unserer Unterkunft, da es John noch schlechter ging. Somit hatten wir viel Zeit zum Sachen packen und wir mussten John wieder reisebereit bekommen.

Ich habe im Gefühl, dass wir nicht das letzte Mal auf Hawaii gewesen sind! Vielleicht ist da noch eine Rechnung offen? Auf jeden Fall gibt es noch viel mehr zu sehen!


Bis zum nächsten Mal! Enjoy traveling!

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