Nach unserer Abreise 2019 waren wir uns sehr sicher Neuseeland noch ein zweites Mal zu bereisen. Der ursprüngliche Plan in 2022 für die WM wieder zurück zu sein, ging aufgrund von Corona nicht auf, weshalb sie auf 2024 verlegt wurde. John holte sich die WM-Quali im September 2023 in Erkner. Ich qualifizierte mich im Juni 2024 auf Hawaii. Der Grundstein unseres Traumes, gemeinsam an einer 70.3 WM teilzunehmen, war gelegt. Wir reisten zwei Wochen vor dem Wettkampf an, um ausreichend Zeit zur Akklimatisierung zu haben. Wir wählten unser Airbnb in Turangi, was ca. 50 min von Taupo, dem Austragungsort der WM, entfernt liegt. Das hatte den Vorteil, dass der Trubel nicht zu groß war und wir uns voll und ganz auf die letzten Einheiten konzentrieren konnten. Wieder einmal musste ich feststellen, was für tolle Trainingsbedingungen wir zu Hause haben. Die erste Radeinheit war für mich ein Kampf um Leben und Tod. Ich bin es nicht gewohnt auf so stark befahrenen Straßen Radfahren zu müssen und dann noch auf der anderen Straßenseite. Wir fanden jedoch bei Reporoa eine sehr schöne Strecke, auf der es sich auch für mich entspannt vorbereiten ließ. Da unsere Zeit um Taupo auch direkt nach dem Wettkampf vorbei sein sollte, beschlossen wir vor dem Rennen noch zwei längere Wanderungen im Tongariro Nationalpark zu begehen. Unsere erste Wanderung zu den Upper und Lower Tama Lakes gab uns einen tollen Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird und hat uns mit der tollen Landschaft direkt in den Urlaubsmodus versetzt. Die zweite Wanderung haben wir vor 5 Jahren bereits gemacht. Das Alpine Crossing wollten wir uns noch einmal ohne Schnee anschauen. Wir hatten fantastisches Wetter und die Sicht auf alle drei Berge war frei.
Nachdem wir unseren WM-Traum wahr werden lassen konnten, ging es direkt am nächsten Tag nach Auckland, um unser Wohnmobil abzuholen. Wir bereisten die Nordinsel gemeinsam mit Johns Bruder und trafen uns zu Anfang auch nochmal mit zwei Freunden, die uns während der WM unterstützt haben. Deshalb begann die Reise im Westen der Nordinsel. Sie hält neben tollen neuseeländischen Wäldern und Wasserfällen auch kostenfreie Höhlen bereit, die in der Nacht mit Glühwürmchen übersäht waren. Wir sparten uns deshalb die weltbekannten Waitomo Caves und genossen an der Mangapohue Natural Bridge einen tollen Abend im Tal der Glühwürmchen unter Sternenhimmel. Auch Raglan als Surferort hat uns sehr gut gefallen und die Fish & Chips bei Raglan Fish haben uns sehr gut geschmeckt. Der Mount Taranaki war uns auch dieses Mal nicht gut gesonnen. Er war komplett in Wolken gehüllt, sodass wir ihn nicht besteigen konnten. Die Westküste bietet aber auch wunderschöne Strände, die immer wieder zum Baden eingeladen haben.
Wir reisten weiter in den Norden von Auckland. Die für Neuseeland bekannten Kauriwälder sind einfach immer wieder sehenswert. Leider war Tane Mahuta gesperrt, obwohl er an dem Tag, an dem wir vorbei gekommen sind, neu eröffnet werden sollte. Dennoch gibt es tolle Alternativen, die einen in den tiefen neuseeländischen Regenwald eintauchen lassen. Ganz konträr dazu befinden sich fast im nördlichsten Zipfel der Insel die großen Sanddünen, die wir uns auch dieses Mal nicht entgehen lassen wollten. Mit Schwimmbrillen und Bodyboard ausgestattet, rutschten die Adrenalinjunkies Kopf vorwärts die Sanddünen herunter. Wir fuhren bis Cape Reinga und übernachteten auf Neuseelands nördlichsten Campingplatz. Vor fünf Jahren mussten wir auf diesem Campingplatz unseren linken Hinterreifen wechseln. Diesmal mussten wir am Parkplatz der Sanddünen bereits feststellen, dass wir eine Schraube im linken Vorderreifen hatten. Die Luft hielt sich jedoch noch im Reifen, sodass wir erst auf der Coromandelhalbinsel Hand anlegen mussten. Für uns war es das erste Mal, dass wir Weihnachten im Warmen verbrachten. Auch wenn die Weihnachtslieder im Radio rauf und runter liefen, vieles geschmückt war und die freundlichen Neuseeländer einem „Merry Christmas“ wünschten, war die Stimmung nicht die selbe wie zu Hause. Die Coromandelhalbinsel war auch wieder ein richtiges Highlight. Berg hoch, Berg runter und voller Kurven erhaschte man immer wieder tolle Aussichten auf verschiedene Buchten. Wir wanderten unter anderem zu den Pinnacles, bei denen wir uns mit Johns Eltern trafen, sahen Kakas hoch über den Regenwäldern fliegen und schauten auch bei Cathedral Cove vorbei, die erst seit kurzem wieder geöffnet hatte. Die Neuseeländer verbringen Weihnachten meist am Strand und davon hat die Coromandelhalbinsel wirklich richtig schöne. Der Opito Bay Beach hat mir ganz besonders gut mit seinen vielen schönen Muscheln gefallen. Es gab eine Schwimminsel zu der John und ich um die Wette schwammen. Der Strand ging sehr flach ins Meer, sodass wir auch David, Johns Bruder, überredet bekamen, mit ins Wasser zu kommen. Auf der anderen Seite überfüllten die Feiertage Neuseeland extrem. Es gab kaum einen Platz bei dem man mal für sich war. Selbst mitten im Te Urewera war der kleine DOC Platz mitten im Nirgendwo sehr gut besucht. Nach dem Urwald gingen wir in den Entdeckermodus und erkundeten die Bay of Plenty und die Ostküste. Beide Regionen mussten wir bei unserer letzten Neuseelandreise aus Zeitgründen auslassen. Silvester verbrachten wir in Whakatane gemeinsam mit Johns Eltern, da Johns Mama ihren 60. Geburtstag mit uns am Meer und einer Wanderung zum Kohi Point feiern wollte. Ähnlich wie Weihnachten fühlte sich auch Silvester mit warmen Temperaturen merkwürdig an. Da es in Neuseeland meist nur zentrale Feuerwerke gibt und auch in den Supermärkten keinerlei Knallzeug gekauft werden konnte, waren wir dann doch etwas überrascht, woher die vereinzelten Batterien und Raketen kamen. Nach sieben Minuten kurzer Neujahresparty war alles schon wieder gegessen und es wurde zur vorherigen Aktivität zurück gegangen.
Weiter ging unsere Reise in den Osten der Nordinsel bis Gisborne. Das Wetter spielte nicht mehr ganz so mit und wir mussten uns immer wieder auf Regenschauer einstellen. Dennoch waren die ruhigen Strände und die weiten Landschaften sehr beeindruckend. Schafe und Kühe stehen gemeinsam auf einer Weide und bildeten tolle Farbkleckse auf dem satten Grün. Den Rückweg nahmen wir wieder über den Te Urewera und konnten auch hier eine tolle Wanderung zu einem See durchführen. Da es im Osten der Insel immer wieder zu Unwettern kam, sind einige Bäume umgefallen, sodass die Wanderwege teilweise unpassierbar waren. Dennoch ist es sehr erdend und beruhigend durch einen so alten Wald mit großen Bäumen, Moos und Baumfarnen zu gehen.
John und ich setzten den Weg weiter in Richtung Süden fort, während David sich auf den Weg nach Auckland und somit für seine Rückreise bereit machte. Für uns ging es mit einem kleinen Zwischenstopp in Taupo nach Napier. Die Nacht war so kalt, sodass am nächsten Morgen sogar auf den höheren Bergen Schnee lag, was für dieses Jahreszeit sehr untypisch ist. Vielleicht gibt es hier auch sowas wie die Eisheiligen? Leider hatten wir ein zweites Mal Pech. Am zweitlängsten Ortsnamen der Welt hatten wir hinten links den nächsten Platten. John war schon in Übung, sodass er den Reifen in wenigen Minuten zwischen dem einen und dem anderem Regenschauer getauscht hatte. Nur waren wir jetzt wieder ohne intaktes Ersatzrad unterwegs. Wir setzten uns mit Maui, unserem Campervananbieter, erneut in Verbindung, aber eine Lösung konnte aufgrund des Wochenendes nicht an dem Tag erfolgen. Wir fuhren weiter zu Castlepoint und hatten dort die bisher stürmischste Nacht. Der Wind peitschte den Regen und Sand an die Fenster und schaukelte das gesamte Wohnmobil einmal durch. Bei schönem Wetter ist es hier bestimmt richtig schön, aber sicherlich auch sehr überfüllt. Am nächsten Tag konnten wir in Masterton direkt eine Werkstatt ansteuern und haben einen neuen Reifen bekommen. Am Cape Palliser stießen wir das erste Mal auf eine Seebärenkolonie. Es gab so viele Jungtiere, an denen wir uns gar nicht satt sehen konnten. Das Wetter war dennoch sehr durchwachsen und die raue See lud definitiv nicht zum Baden ein. Den letzten Tag auf der Nordinsel ließen wir in Wellington ausklingen und machten uns für die Fährfahrt auf die Südinsel bereit. Es ist fantastisch die Stadt bei Sonnenschein anschauen zu können. Sowohl vom Mount Victoria als auch von der Bergstation der Cable Car hatten wir tolle Aussichten auf die Hauptstadt Neuseelands. Da wir dieses Mal nicht am Nationalmuseum Te Papa stehen konnten, kamen wir bei Evans Bay kostenfrei unter. Bewegung tut dem Körper gut - so sagt man, sodass wir die 4km oneway in die Innenstadt in Kauf nahmen. Traditionen fangen irgendwann einmal an. Auch dieses Mal schlugen wir unsere hungrigen Bäuche in einem Irish Pub, wie beim letzten Mal auch, voll.
Was für tolle Erlebnisse, die uns die Nordinsel gebracht hat. Wir freuen uns jetzt auf die Südinsel.
Bis zum nächsten Mal! Enjoy traveling!
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