An diesem Samstag war es dann endlich soweit, der letzte Wettkampf der Saison bei der Ironman 70.3 WM in St. George Utah stand an. Es ging für uns eine Woche eher hin, um sich vor Ort alles in Ruhe anschauen zu können und an die andere Zeitzone anzupassen. Die Anreise über Frankfurt und Montreal nach Las Vegas klappte mit Air Canada problemlos und es kam alles unbeschadet und pünktlich an. Am ersten Tag wurde ich dann gleich mit eisigem Wind und Graupelschauern auf dem Rad begrüßt. Die Vorhersagen deuteten zumindest nicht auf ein warmes Rennen hin. In der Woche vorher schaute ich mir die Radstrecke intensiv an und absolvierte auch alle Trainingseinheiten problemlos. Nebenbei gab es auch noch bisschen Sightseeing im Snow Canyon oder Bryce Canyon. In beiden habe ich dann jeweils gleich meine Radeinheit absolviert, einfach traumhaft!
Der Rennmorgen begann sehr früh, da es nur möglich war mit bestimmten Shuttles zum Schwimmstart zu kommen und ich damit an ein paar Zeiten gebunden war. Der Wecker klingelte 4:00 wobei mein Start erst 8:16 war. Ich traf dann gegen 5:30 an der Wechselzone ein und machte alles fertig. Die Außentemperatur lag hier bei ~8 Grad. Die Herausforderung lag hier darin beim Warten im Freien nicht auszukühlen. Die Zeit verging dann doch irgendwie recht schnell und schon stand ich mit meinen selbst gebauten „Rettungswesten-Tüten-Schuhen“ im Startkanal und wartete darauf an die Startline zu können. Es gingen in den jeweiligen AK-Startwellen jeweils 10 Athleten gleichzeitig aller 15s ins Wasser. Ich stürzte mich dann in der dritten Teilwelle in das 17 Grad kalte aber sehr klare Sand Hollow Reservoir. Der Temperaturschock war erst einmal groß, doch kam ich sehr gut in einen Rhythmus und hatte die vor mir gestarteten Athleten recht schnell ein- und überholt. Bis zum Schwimmausstieg schlängelte ich mich also durch all die anderen langsameren Athleten aus den vorigen Startwellen durch. Ich konnte dann als schnellster meiner AK das Schwimmen beenden. Der Laufweg zum Wechsel war dann auch recht eng und rutschig, sodass ich hier nicht ganz Vollgas laufen konnte. Beim ersten Wechsel ließ ich mir planmäßig aufgrund der Temperaturen etwas mehr Zeit, indem ich mich kurz abtrocknete, Socken, Weste, Armlinge und ein Kopftuch anzog. Auf dem Rad zog ich dann noch ein paar dünne Handschuhe an und fühlte mich gleich sehr wohl. Es machte viel Spaß an all den Athleten vorbei zu rasen und ich konnte gut die geplanten Werte treten. Ab der Hälfte wurde es dann zunehmend schwerer für mich die geplanten Watt zu treten. Nach 68 km war ich bei der Einfahrt in den Snow Canyon 6. meiner AK. Auch hier hatte ich es anders geplant, doch am Ende war es ein echter Kampf da hinauf. Ich merkte da auch schon, dass mein Körper die Gel-Verpflegung heute nicht so optimal mitmachte und entschied mich am Ende des Berges und vor der langen Abfahrt zum zweiten Wechsel nochmal etwas mehr Gel zu mir zu nehmen, damit ich kurz vor dem Laufen nichts mehr nehmen musste. Kurz vorm Wechsel verstaute ich auf der Abfahrt schon all meine „Extra-Sachen“ in meiner Weste, sodass der zweite Wechsel dann schnell klappte. Ich stieg dann als 11. meiner AK vom Rad und lief als 10. los.
Die Laufstrecke ging dann hier gleich bergauf und ich kämpfte gleich von Beginn an damit, dass ich das Gel im Magen behalte. Ich musste mich deshalb leider recht schnell von meiner geplanten Pace verabschieden und schauen was so ging. Ich hatte für die Laufstrecke als Verpflegungsalternative zu den Gels noch einfachen Traubenzucker von Dextro mit. Ich verteilte die 5 Stück gleichmäßig über die Laufstrecke, in dem ich immer jeweils eine Hälfte rechts und links in die Wangen steckte und langsam auflösen ließ. An den Verpflegungsstellen spülte ich dann immer nur mit etwas Wasser nach. Ich kam leider auch auf dem folgenden bergab Stück nicht so richtig in einen Rhythmus und hatte auch noch den Berg auf der zweiten Runde im Hinterkopf. Als ich dann auf der zweiten Runde oben angekommen war, fühlte sich das Laufen richtig schwer an und auch die Koordination war nicht mehr optimal. Hier versuchte ich mir mit einem Schluck Cola noch etwas Energie zu geben. Je näher ich dem Ziel kam, desto schneller wurde mein Tempo und auf den letzten 2,5 km riskierte ich alles und schlug ein Tempo um die 3:20 an. Ich flog hier förmlich an den anderen Athleten vorbei und holte auch einige wieder ein, die vorher schneller waren als ich. Auf dem leicht abfallenden Stück klappte das mit dem Tempo ganz gut, doch auf dem letzten Kilometer ging es wieder leicht bergan und hier gab ich dann bis zum Zielstrich alles. Ich konnte so auf den letzten Kilometern noch 2 Plätze gutmachen und somit am Ende als 7. von 476 meiner AK in Ziel laufen.
Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Rennen zufrieden. Die Radstrecke mit den 1000 Höhenmetern war richtig hart und die anschließende Laufstrecke alles andere als leicht. Natürlich ärgere ich mich etwas über meine Laufleistung, da ich weiß, dass ich hier viel mehr drauf habe und es am Ende ja auch plötzlich lief. Ich bin mir auch nicht sicher, ob mir auf der Laufstrecke der letzte Biss zum Quälen gefehlt hat, da ich die ganze Zeit auf Platz 9 lag und sich das auch nicht verändert hatte.
Ich bin jetzt erst einmal froh, dass die lange Saison vorbei ist und ich weiß auch genau an welchen Schrauben wir noch drehen müssen. Ich möchte mich zum einen bei all denen in der Vorbereitung bedanken, aber auch bei meiner bärenstarken Support-Crew vor Ort. Ich wusste immer genau wo ich im Rennen liege und wie es sich entwickelt, DANKE! Abschließend kann ich noch sagen, dass der gesamte Wettkampf vor Ort richtig gut organisiert und durchgeführt wurde, einfach perfekt für eine WM. Jetzt muss ich noch ein bisschen den Muskelkater aus den Beinen los werden, damit der Urlaub dann bald entspannt starten kann.
Bis dahin: Enjoy Triathlon.
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